Ich habe Hunderte von Gedichten geschrieben, fürchte ich. Gegenüber Romanen haben sie den Vorteil, daß sie deutlich schneller fertigzustellen sind, selbst Balladen mit sechsundzwanzig Strophen, vor denen ich als Elfjährige nicht zurückgeschreckt bin. Über pseudomoderne ungereimte Ökopoesie, brechtesker Politballaden und humorvollen Nonsense zwischen Morgendstern und Gernhardt bin ich letztenendes beim Liederschreiben gelandet, und da ich dies nicht unter meinem richtigen Namen mache, sondern unter dem international zungengefälligeren Künstlernamen Thesilée, finden die sich nicht hier, sondern auf der dazugehören Webseite.
Auch die ganz frühen Frühwerke fehlen hier, nicht mal, weil ich meinen Stolz habe, ich bin ja jederzeit bereit, meine Vergangenheit als Wunderkind zu würdigen, sondern weil ich keine Lust habe, zweihundert Seiten zwischen Anklage, Weltschmerz und Zynismus abzutippen. 1996 kaufte ich mir eine schwarze Chinakladde mit roten Ecken, in die ich fortan meine Gedichte schrieb, und bis Frühjahr 1991 trug ich sie nahezu ständig mit mir, bis ich den Fehler machte, sie auf einem Lehrgang für Jugendgruppenleiter aus der Hand zu geben, als eine andere Teilnehmerin Interesse daran vorgab. Ich weiß nicht, durch wie viele Hände mein heiliges Buch dann ging, aber als ich es wiederbekam, vollgeschmiert mit Obszönitäten in Kugelschreiber, wollte es keiner gewesen sein. Es hat lange gedauert, bis ich wieder Lust hatte zu dichten, und noch länger, bis ich das einen Außenstehenden habe wissen lassen.
Gedichtemäßig gibt es hier also ein Best Of, überwiegend aus den Jahren 1990 bis 2000. Es ist die Zeit, als sich meine Depressionen erstmals manifestierten, und ehe ich auf die Idee kam, damit zum Arzt zu gehen, habe ich sie in Gedichten verarbeitet. Heute nennt man so etwas Emo und belächelt es, aber damals war es mir ernst, und da auf jedes ernste Gedicht immer ein lustiges oder albernes gekommen ist, denke ich nicht, daß ich mich schämen oder verstecken sollte.
Ich habe Gedichte immer schon geliebt, nicht nur das Dichten selbst, geöhre zu den wenigen Leuten, die Gedichtsbände kaufen, aber nur solche, die ich gut finde, und da bin ich mäkelig. Unter dem Einfluß englischer und amerikanischer Lyriker des 19. und 20. Jahrhunderts - Frost, Robinson, Roethke - entstanden dann auch die ersten englischen Gedichte - die dann den Übnergang zum Liedtext erleichterten, so daß es dann nach fünfzehn Jahren Poesie ein Ende mit dem stumpfen Gedichte hatte.
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